US-Rechenzentrumsbranche warnt vor Folgen von Rückschritten bei erneuerbaren Energien

Branchenexperten sehen Risiken für Infrastruktur und KI-Entwicklung

Wie Ars Technica unter Berufung auf Branchenkreise berichtet, warnt die US-amerikanische Rechenzentrumsbranche vor erheblichen Nachteilen durch die energiepolitische Neuausrichtung der Regierung Trump. Insbesondere die Einschränkungen bei der Förderung und Genehmigung erneuerbarer Energiequellen könnten das Wachstum der Infrastruktur für Künstliche Intelligenz (KI) erheblich behindern.

Einschränkungen bei erneuerbaren Energien als Risiko

Laut dem Bericht habe die Trump-Regierung mehrere Maßnahmen ergriffen, um Projekte im Bereich der erneuerbaren Energien zu stoppen oder auszubremsen. Dazu gehören die Aussetzung von Förderprogrammen, das Einfrieren von Genehmigungen sowie die Absage bedeutender Projekte.

Energieexperten zufolge könnten diese Maßnahmen zu Versorgungsengpässen, steigenden Betriebskosten und einer verstärkten Abhängigkeit von fossilen Energieträgern führen – mit entsprechenden Folgen für die Kostenstruktur und Umweltbilanz von Rechenzentren.

Strategische Bedeutung für den KI-Sektor

Simon Ninan, Senior Vice President beim Infrastrukturanbieter Hitachi Vantara, wird von Ars Technica mit der Einschätzung zitiert, dass die gegenwärtige Energiepolitik der Trump-Regierung die Versorgungslage der Rechenzentren verschärfen und damit die Position der USA im internationalen Wettbewerb um die technologische Führungsrolle im Bereich KI gefährden könnte. China verfolge hingegen eine konsequente Strategie zur Modernisierung der Stromnetze und sei damit besser auf zukünftige Bedarfe vorbereitet.

Ninan warnt außerdem vor Verzögerungen bei Bauvorhaben und Modernisierungen, sollten sich die Rahmenbedingungen nicht ändern.

Energiebedarf steigt rasant

Prognosen des Center for Strategic and International Studies zufolge wird die Rechenzentrumsbranche bis 2030 rund 83,7 Gigawatt zusätzliche Netzkapazität benötigen. Dies entspricht der Leistung eines neuen Bundesstaates in der Größenordnung von Texas. Der Aufbau entsprechender Gaskraftwerke dauert jedoch Jahre, während erneuerbare Energien schneller realisiert werden können.

Nick Hertlein von der Infrastruktur-Investmentfirma Stonepeak verweist im Gespräch mit Ars Technica auf den wachsenden Wettbewerb um verfügbare grüne Energie. Die Politik müsse hier langfristige Strategien entwickeln, um dem Bedarf gerecht zu werden.

Widerstand auf Bundesstaatenebene

In mehreren nordöstlichen Bundesstaaten formiert sich politischer Widerstand gegen die neue Energiepolitik. Eine Koalition aus 17 demokratischen Generalstaatsanwälten hat eine Klage gegen die Bundesregierung eingereicht, um geplante Windkraftprojekte zu retten.

Gleichzeitig arbeiten Betreiber großer Rechenzentren wie Microsoft, Meta, Google oder Equinix daran, ihren CO₂-Ausstoß zu kompensieren und in nachhaltige Energiequellen zu investieren. Laut Christopher Wellise, Nachhaltigkeitsverantwortlicher bei Equinix, sei die Nachfrage nach erneuerbaren Energien derzeit so hoch wie nie – was durch regulatorische Unsicherheiten zusätzlich erschwert werde.

Wirtschaftliche Auswirkungen

Amazon, der weltweit größte private Abnehmer erneuerbarer Energien, unterstreicht in diesem Zusammenhang die Bedeutung einer stabilen und nachhaltigen Energieversorgung. Kevin Miller, Vizepräsident für globale Rechenzentren bei Amazon Web Services, verweist darauf, dass viele der bisher geschlossenen Stromlieferverträge auf Basis erneuerbarer Energien kostensenkend gewesen seien – insbesondere, weil keine Brennstoffkosten anfallen.

Auch wenn größere Technologiekonzerne in der Lage sein könnten, politische Ausnahmeregelungen zu erwirken, so befinde sich ein erheblicher Teil kleinerer und mittlerer Unternehmen laut Ninan in einer Phase abwartender Passivität. Ohne Klarheit über mögliche Förderbedingungen oder Importzölle für Komponenten der Erneuerbaren-Energie-Branche sei eine langfristige Planung schwierig.

Fazit

Der politische Kurswechsel der US-Regierung könnte schwerwiegende Folgen für die Energieversorgung und damit für das Wachstum der Rechenzentrums- und KI-Branche haben. Ohne klare politische Leitplanken und eine Unterstützung des Ausbaus erneuerbarer Energiequellen drohen Kostensteigerungen, Versorgungsengpässe und eine strukturelle Benachteiligung des Innovationsstandorts USA.