Microsoft investiert 400 Millionen US-Dollar in den digitalen Fortschritt der Schweiz

Ausbau von Cloud- und KI-Infrastruktur, Förderung von Start-ups sowie Entwicklung digitaler Kompetenzen

Microsoft hat eine strategische Investition in Höhe von 400 Millionen US-Dollar in der Schweiz angekündigt, um die bestehenden Cloud- und KI-Kapazitäten weiter auszubauen. Das Unternehmen, das seit 36 Jahren in der Schweiz aktiv ist, möchte mit der Initiative insbesondere regulierte Sektoren wie das Gesundheitswesen, den Finanzbereich sowie öffentliche Einrichtungen adressieren.

Die Investition konzentriert sich auf vier zentrale Bereiche: den Ausbau der Rechenzentrumsinfrastruktur, die Förderung des Innovationsökosystems, flächendeckende Bildungsmaßnahmen im Bereich Künstliche Intelligenz sowie die Stärkung internationaler Zusammenarbeit im Bereich der verantwortungsvollen KI-Nutzung.

Rechenzentrumsinfrastruktur: Ausbau in Zürich und Genf

Im Mittelpunkt steht die Erweiterung bestehender Rechenzentren in der Nähe von Zürich und Genf. Damit reagiert Microsoft auf die gestiegene Nachfrage nach Cloud- und KI-Diensten. Das Unternehmen gibt an, derzeit über 50.000 Kunden in der Schweiz zu bedienen. Durch die Erweiterung sollen unter anderem fortgeschrittene KI-Anwendungen lokal verfügbar gemacht werden, wobei die Speicherung von Daten innerhalb der Landesgrenzen weiterhin gewährleistet sei – ein entscheidender Aspekt für datensensible Branchen.

Microsoft zufolge sei die Nutzung von Azure OpenAI durch Schweizer Kunden seit Mitte 2023 deutlich angestiegen. Die Schweiz liege zudem weltweit auf Rang zwei bei GitHub-KI-Beiträgen, mit einer Verdopplung der aktiven Entwickler seit 2022. Auch die Nutzung von KI-gestützten Tools unter Microsoft-Nutzenden in der Schweiz habe um drei Prozentpunkte auf 31 Prozent zugenommen.

Zu den Nutzern der Infrastruktur zählt unter anderem UBS. Die Großbank setzt auf Microsofts skalierbare, aber lokal regelkonforme Dienste. Auch das Luzerner Kantonsspital profitiert von der erweiterten Cloud-Infrastruktur.

Microsoft verweist zudem auf die eigenen „European Digital Commitments“, zu denen unter anderem Datensouveränität, Cybersicherheit und Open-Source-Unterstützung zählen. Die Schweiz, mit ihrer Innovationsstärke und regulatorischen Stabilität, spiele in diesem europäischen Engagement eine Schlüsselrolle.

Förderung von Start-ups und KMU

Ein weiterer Schwerpunkt der Investition liegt auf der Unterstützung von Start-ups und kleinen sowie mittleren Unternehmen. In Kooperation mit dem Netzwerk der Switzerland Innovation Parks will Microsoft Forschungsergebnisse schneller in wirtschaftlich nutzbare Anwendungen überführen. Ziel sei es, Innovationsprozesse insbesondere in Industrie und öffentlichen Dienstleistungen zu beschleunigen.

Seit 2019 wurden über 1.500 Schweizer Start-ups mit Technologien im Wert von mehr als 30 Millionen Franken unterstützt. Laut Microsoft entstanden dadurch über 11.000 neue Arbeitsplätze. Der „Swiss AI Tech Accelerator“ wird im Herbst 2025 in eine neue Runde starten. Das landesweite Programm bietet Start-ups Zugang zu technischen Ressourcen, individueller Beratung und fachlicher Begleitung.

Ausbildungsoffensive: Eine Million Menschen bis 2027

Ein zentrales Element der strategischen Initiative ist die Qualifizierung der Schweizer Bevölkerung. Bis 2027 sollen eine Million Menschen in KI-Kompetenzen geschult werden. Zielgruppen sind neben Schülern und Studierenden auch Lehrkräfte, Branchenverbände und gemeinnützige Organisationen.

In Zusammenarbeit mit FH Schweiz werden gezielt Fachhochschulabsolventen weitergebildet. Über „Innovate Switzerland“ entsteht zudem ein praxisorientierter Leitfaden zur KI-Nutzung in KMU. Weitere Partnerschaften bestehen mit AI-Fitness.ch, LerneKI.ch sowie dem CyberPeace Institute und PoliSync. Auch Lernangebote für Lehrlingsausbildung und gemeinnützige Organisationen sind vorgesehen.

Internationale Kooperation in Genf

Microsoft vertieft darüber hinaus die Zusammenarbeit mit Organisationen der „International Geneva“, darunter verschiedene UN-Organe. Im Fokus stehen der Aufbau internationaler KI-Kompetenzen sowie politische Diskurse zur ethischen Nutzung von Künstlicher Intelligenz.

Beispiele für konkrete Partnerschaften:

  • Mit UNHCR wird der Zugang Geflüchteter zu Hilfsangeboten digitalisiert.
  • Die Internationale Organisation für Migration (IOM) nutzt KI-gestützte Systeme zur Zuordnung regulärer Migrationswege.
  • Mit dem UN-Hochkommissariat für Menschenrechte (OHCHR) entsteht ein strategischer Fahrplan zur KI-Nutzung für menschenrechtliche Anliegen.
  • Die Internationale Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften (IFRC) erhält Unterstützung beim Aufbau sicherer digitaler Plattformen.
  • Microsoft beteiligt sich an der AI for Good-Initiative der ITU und bringt Perspektiven aus dem globalen Süden über Kooperationen mit der Geneva Graduate School in politische Prozesse ein.

Nachhaltigkeit: Erneuerbare Energie und CO₂-Reduktion

Microsoft unterstreicht, dass der Rechenzentrumsbetrieb konsequent auf Nachhaltigkeit ausgerichtet sei. Die weltweit betriebenen über 70 Cloud-Regionen würden so orchestriert, dass maximale Effizienz erzielt werde. Das Unternehmen habe langfristige Stromabnahmeverträge (PPAs) in 24 Ländern abgeschlossen – mit einer Gesamtleistung von 34 GW.

In der Schweiz bezieht Microsoft nach eigenen Angaben bereits heute ausschließlich Strom aus erneuerbaren Quellen. 2024 wurde zudem ein Vertrag über biogene CO₂-Entnahme mit dem Schweizer Unternehmen Neustark abgeschlossen, der über sechs Jahre hinweg 27.600 Tonnen CO₂ aus Projekten in der Schweiz und Deutschland binden soll.