Kostenersparnis durch Cloud-Exit von 37signals übertrifft Erwartungen

Das Unternehmen 37signals, bekannt für seine Dienste wie Basecamp und HEY, hat seinen Ausstieg aus der Cloud abgeschlossen und damit erhebliche Kosteneinsparungen erzielt. Nachdem im Sommer letzten Jahres sieben Cloud-Anwendungen, darunter HEY, von AWS auf eigene Hardware überführt wurden, zeigt das Jahr 2024 nun erstmals die vollen Einsparungen. Wie David Heinemeier Hansson in seinem Blog berichtet konnte der jährliche Cloud-Betrag von ursprünglich 3,2 Millionen US-Dollar auf 1,3 Millionen US-Dollar gesenkt werden – eine Einsparung von fast zwei Millionen US-Dollar pro Jahr.

Kostenoptimierung durch eigene Hardware

Der Grund für diese über den Erwartungen liegenden Einsparungen liegt darin, dass die neue Hardware in die bereits vorhandenen Racks und Stromlimits des bestehenden Rechenzentrums integriert werden konnte. Die Investition in die neuen Dell-Server, die insgesamt etwa 700.000 US-Dollar betrug, wurde bereits während des Jahres 2023 durch die Einsparungen ausgeglichen, die nach der Umstellung entstanden. Diese Hardware wird voraussichtlich für die nächsten fünf bis sieben Jahre genutzt werden, und das bei vollständiger Amortisation der Investitionskosten bereits im Jahr der Umstellung.

Der nächste Schritt: Umzug des Dateispeichers

Der verbleibende Betrag von 1,3 Millionen US-Dollar, den 37signals aktuell noch für Cloud-Dienste ausgibt, entfällt ausschließlich auf AWS S3. Die Dateiablage war seit 2021 in einen vierjährigen Vertrag gebunden, der erst im Sommer 2024 ausläuft. Momentan speichert das Unternehmen etwa 10 Petabyte an Daten in S3, darunter sicherheitskritische Kundeninformationen, die aus Sicherheitsgründen in verschiedenen Regionen redundant gespeichert werden.

Sobald der Vertrag endet, plant 37signals, die Speicherung der Daten in ein duales Rechenzentrum mit Pure-Storage-Lösungen zu überführen. Diese Umstellung wird in etwa so viel kosten wie ein weiteres Jahr AWS S3. Die Pure-Flash-Speicherlösungen zeichnen sich jedoch durch ihre hohe Dichte und Energieeffizienz aus, sodass auch diese innerhalb der bestehenden Racks Platz finden. Langfristig erwartet das Unternehmen Einsparungen von weiteren vier Millionen US-Dollar über fünf Jahre.

Gesamtersparnis von über zehn Millionen US-Dollar

Dennoch zeigt der Fall von 37signals, dass sich ein Cloud-Ausstieg durchaus lohnen kann – insbesondere dann, wenn die Cloud-Kosten auf ein signifikantes Niveau steigen. Bei größeren Datenmengen oder kontinuierlich hohen Anforderungen können On-Premises-Lösungen oft eine bessere Kosten-Nutzen-Bilanz aufweisen, da die laufenden Ausgaben für Cloud-Dienste schnell die Anschaffungs- und Betriebskosten eigener Hardware übersteigen.

Risiken des Cloud-Exits

Ein vollständiger Cloud-Ausstieg ist jedoch nicht ohne Risiken. Unternehmen müssen sicherstellen, dass sie über die notwendige technische Expertise verfügen, um ihre eigene Infrastruktur zu betreiben. Die Anfangsinvestitionen für Hardware und die laufenden Wartungskosten können hoch sein. Zudem besteht die Gefahr, dass bei mangelnder Sicherheitsinfrastruktur sensible Daten einem höheren Risiko ausgesetzt sind. Daher sollten Unternehmen sorgfältig abwägen, ob der Betrieb einer eigenen Infrastruktur ihre langfristigen Ziele unterstützt.

Geringer Zusatzaufwand und konstante Teamgröße

Entgegen der Annahme vieler Skeptiker brachte der Ausstieg aus der Cloud keine unvorhergesehenen Herausforderungen oder eine Notwendigkeit zur Aufstockung des Teams mit sich. Das Team, das die Infrastruktur betreut, ist weiterhin das gleiche geblieben. Auch gab es keine überraschenden Mehrbelastungen, die einen höheren Personalbedarf nach sich gezogen hätten.

Das laufende Management der Anwendungen Basecamp und HEY über zwei Rechenzentren erfordert nach wie vor eine dedizierte Crew, und es gibt immer Arbeit bei der Wartung von Applikationen, Datenbanken und virtuellen Maschinen. Dazu gehören gelegentlich auch klassische Aufgaben wie das Austauschen von Festplatten oder die Anforderung einer neuen Stromversorgung. Doch derartige Aufgaben fielen in der Cloud ebenfalls an, sodass der Aufwand insgesamt weitgehend gleichgeblieben ist.

Branche zeigt wachsende Skepsis gegenüber der Cloud

Seit der Ankündigung des Cloud-Ausstiegs von 37signals ist ein erhöhtes Interesse an ähnlichen Strategien in der IT-Branche zu beobachten. Die Maxime der 2010er Jahre – „alles in die Cloud, jederzeit“ – scheint ihren Höhepunkt erreicht zu haben. Es wird wieder vermehrt über Alternativen nachgedacht.

Dennoch bleibt die Cloud für viele Anwendungsfälle eine sinnvolle Option, insbesondere in der Anfangsphase eines Unternehmens oder bei unsicherer Geschäftsentwicklung. Auch bei extremen Schwankungen der Auslastung bietet sie flexible Lösungen.

Für Unternehmen, deren Cloud-Kosten jedoch stark steigen, empfiehlt 37signals, zumindest einmal durchzurechnen, ob der Betrieb eigener Hardware wirtschaftlich sinnvoll wäre. Die potenziellen Einsparungen können überraschend groß ausfallen.

37signals wird im kommenden Sommer voraussichtlich seine letzte Verbindung zur Cloud kappen und die AWS-Accounts vollständig löschen. Die Erkenntnisse aus der Nutzung und der Exit-Strategie werden dabei als wertvolle Erfahrungen betrachtet.