Flexiblere Rechenzentren zur Unterstützung der Stromnetze: Googles neue Strategie im Energie-Lastmanagement


Kooperationen mit Versorgern ermöglichen erste KI-basierte Demand-Response-Anwendungen

Im Zuge des rasanten Wachstums von Künstlicher Intelligenz (KI) ergeben sich neue Herausforderungen im Energiebedarf – aber auch Chancen zur Modernisierung der Strominfrastruktur. Google verfolgt dabei einen neuen Ansatz: Die Einführung von Lastflexibilität (Demand Response) in Rechenzentren soll sowohl die Netzstabilität fördern als auch zur effizienteren Integration neuer Lasten beitragen.

Neue Vereinbarungen mit Energieversorgern in den USA

Wie das Unternehmen mitteilt, wurden jüngst zwei Kooperationsvereinbarungen mit den US-amerikanischen Versorgern Indiana Michigan Power (I&M) und Tennessee Valley Authority (TVA) unterzeichnet. Diese Partnerschaften markieren den ersten praktischen Einsatz von Demand Response in Verbindung mit maschinellen Lernprozessen (Machine Learning, ML). Sie knüpfen an ein erfolgreiches Pilotprojekt mit dem Versorger Omaha Public Power District an, bei dem Google im Vorjahr während dreier kritischer Netzsituationen den Energieverbrauch durch flexible Steuerung von ML-Workloads gezielt reduzierte.

Steve Baker, Präsident und COO von I&M, betont: „Die Integration großer neuer Verbraucherlasten erfordert neue Strategien zur Netzsteuerung. Googles Fähigkeit, Flexibilität als Bestandteil seiner Laststrategie zu nutzen, wird ein wertvolles Werkzeug sein, um zukünftige Anforderungen zu erfüllen.“

Demand Response als Instrument zur Netzstabilisierung

Demand-Response-Systeme ermöglichen es, nicht-zeitkritische Rechenprozesse – wie etwa die Verarbeitung von YouTube-Videos – gezielt in netzstärkere Zeitfenster zu verlagern. Bereits heute setzt Google diese Technik in Zusammenarbeit mit dem belgischen Übertragungsnetzbetreiber Elia, dem Unternehmen Centrica Energy sowie mit Taiwan Power Company ein, um zur Netzstabilität in Zeiten hoher Last beizutragen.

Die Einbindung von ML-Workloads erweitert nun das Spektrum der Anwendungsbereiche für Demand Response. Dies ist insbesondere relevant, da diese Prozesse künftig einen erheblichen Anteil am steigenden Strombedarf von Rechenzentren ausmachen dürften.

Beitrag zur Energieversorgung der Zukunft

Google versteht die neue Flexibilitätsstrategie als Teil seiner übergeordneten Zielsetzung: einer 24/7-Versorgung mit CO₂-freier Energie. Demand Response gilt dabei als kurzfristig wirksame Maßnahme, um das Ungleichgewicht zwischen Lastzuwachs und dem Ausbau sauberer Energien zu überbrücken. Der Ansatz liefert unmittelbare Vorteile, ohne dass neue Kraftwerke oder Leitungen sofort erforderlich wären.

Allerdings ist die Umsetzbarkeit derartiger Flexibilität derzeit auf bestimmte Standorte beschränkt. Dienste wie Google Maps, Cloud-Plattformen oder medizinische Anwendungen erfordern hohe Betriebszuverlässigkeit, was die Möglichkeit zur Lastverschiebung begrenzt.

Gemeinsame Netzplanung mit Versorgern

Die Partnerschaften mit Versorgern wie I&M und TVA zielen auf eine frühzeitige Integration von Flexibilitätsoptionen in die langfristige Netzplanung. Damit sollen künftige Google-Rechenzentren nahtlos mit den regionalen Energieinfrastrukturen abgestimmt werden.

Google stellt fest, dass das Management des Rechenzentrumswachstums ein Bündel an Lösungen erfordert – darunter auch neue Kapazitäten im Bereich Erzeugung und Übertragung. Demand Response könne jedoch eine zentrale Rolle dabei spielen, kurzfristige Engpässe zu vermeiden und den Weg für eine nachhaltige Energieversorgung zu ebnen.